Das Theaterstück Bernstein, chinesisch Hupo, verfasst von Liao Yimei und auf die Bühne gebracht von Meng Jinghui, wurde im Jahr 2005 auf dem 33. Hongkong Arts Festival uraufgeführt. Es hatte sofort großen Erfolg und spielte bereits innerhalb des ersten Jahres mit Aufführungen in Peking, Shenzhen und Singapur 11 Millionen Renminbi ein. Auch in der chinesischen Presse und im Internet fand das Stück ein großes Echo und wurde in zahlreichen Kritiken besprochen.


Die Tageszeitung China Daily rühmte die Kunstfertigkeit, mit der Meng Jinghui das Streben einer Frau nach Liebe in einer Welt, die von falschen Gefühlen und einem Niedergang der sozialen und moralischen Werte beherrscht sei, inszeniert habe. Meng Jinghuis Bühnenfassung von Bernstein biete nicht nur eine wunderschöne Liebesgeschichte, sondern besteche auch durch starke Gesellschaftskritik und die künstlerische Darstellung von Grausamkeit, so die Beijing Star Daily.


Andere Rezensenten äußerten sich kritischer. Sie verglichen die Inszenierungen von Bernstein und Rhinoceros in Love miteinander, beide Stücke Teil einer Trilogie, und bemängelten, dass Meng Jinghui im Vergleich zu Rhinoceros in Love nichts Neues gezeigt habe. Der Inszenierung von Bernstein mangele es an inhaltlicher Tiefe, sie könne nur als mittelmäßig bezeichnet werden (inkpot.com). Einige chinesische Kritiker werfen Meng Jinghui vor, er habe sich vom experimentellen Theater abgewandt. Seine großen Erfolge in den letzten Jahren rührten daher, dass er, kommerzorientiert, den Geschmack des breiten Publikums bedienen wolle.


Jetzt kann sich das Hamburger Theaterpublikum ein eigenes Urteil bilden. Am 29. und 30. Januar 2015 erlebt Bernstein im Rahmen der Lessingtage am Thalia-Theater seine Europa-Premiere.

 

Alexandra Rohse